Delmenhorst. Der PBV Delmenhorst führt überraschend die Poolbillard-Verbandsliga an. Vor dem Hinrunden-Ende am Wochenende an den eigenen Tischen hat der Fast-Absteiger der Vorsaison eine glänzende Ausgangsposition.
Für einen Club, der in einem Spielcasino gegründet wurde, können sie beim Poolbillard-Verein Delmenhorst doch ziemlich bodenständige Arbeit leisten. Als im Sommer das Vereinsheim an der Elsflether Straße aufgemöbelt werden musste, krempelten die Mitglieder selbst die Ärmel hoch, auf den knapp 100 Quadratmetern gibt es seitdem einen Tresen, frische Farbe an den Wänden und neuen Filz auf den Tischen – selbst die Stühle wurden bei der tagelangen Renovierung von Hand neu bezogen.
Damals hätte man noch den Scherz machen können, dass die PBV-Spieler mit Hammer und Säge wohl besser umgehen können als mit ihren Queues, die zweite Mannschaft war gerade aus der Verbandsliga abgestiegen, die Erste hätte es beinahe gleich mit erwischt. Die selbst erneuerten Tische scheinen aber Wunder zu wirken: Die erste Mannschaft geht am Samstag als Tabellenführer in den Hinrunden-Abschluss und darf völlig unerwartet nach acht Jahren auf die Rückkehr in die Oberliga hoffen. „Wir hatten kaum Ausfälle, bisher läuft es besser, als alle gedacht hatten“, sagt Jürgen Heinken, der mit sieben Siegen aus elf Partien ein gutes Stück zum Höhenflug beigetragen hat.
PBV einst an der Schwelle zur 2. Liga
Heinken ist unbestritten eine der festen Billard-Größen in der Stadt, der 55-Jährige hat auch die Zeiten miterlebt, in denen der 1992 in einer Bremer Spielothek aus der Taufe gehobene PBV, der da noch den Kampfnamen „The Hustlers“ trug, ans Tor zur 2. Bundesliga klopfte. Vor zehn Jahren spielten die ersten beiden Delmenhorster Teams in der drittklassigen Regionalliga, nach Umbrüchen und Abstiegen ist der Club seit 2010 eine mehr oder weniger feste Größe im Mittelfeld der fünftklassigen Verbandsliga. Einigen ist das bei allem Ehrgeiz sogar ganz recht: Aktuell führt die weiteste Fahrt zum Verfolger Shooters Emden, dem man am Sonntag ab 11 Uhr in der eigenen Pool-Arena begegnet, die Oberliga ist dagegen die höchste Liga Niedersachsens und hat Reisen bis nach Göttingen zu bieten. „In meinem Alter muss ich das nicht mehr haben“, sagt Heinken.
Durchwachsene Plätze bei Stadtmeisterschaft
Was nicht bedeutet, dass sein Team nicht frech aufspielt. Fünf Siege in Folge lassen die Konkurrenz aufhorchen, auch wenn Heinken lieber sagt: „Wir müssen die nächsten Wochenenden abwarten, ob wir wirklich konstant genug sind.“ Die PBV-Spitzenspieler traten bei den jüngsten 8-Ball-Stadtmeisterschaften eher mäßig beeindruckend auf. Heinken patzte im letzten Gruppenspiel und flog in der Vorrunde raus, Thorsten Bodewig im Achtelfinale – dabei ist die Bilanz des Verbandsliga-Topmanns gerade im 8-Ball in dieser Saison nahezu makellos. In den Ligaspielen müssen die Delmenhorster noch drei weitere Varianten spielen: Heinken ist eher der Spezialist für 10-Ball und 14/1-Endlos, die Teamkollegen Sebastian Bücking und Patrick Obladen für 9-Ball – alle vier müssen jedoch idealerweise alles können.
Die Stadtmeisterschaft dient allerdings auch regelmäßig als Werbung für den Verein, obwohl der PBV selbst gar nicht Ausrichter ist. Im Nachwuchsbereich haben es die Billardspieler bei der Mitgliederwerbung nicht ganz leicht, die Delmenhorster haben immerhin ein paar Talente in ihren Reihen, die in der zweiten oder dritten Mannschaft Erfahrung sammeln können. Generell sind neue Mitglieder gern gesehen, für 25 Euro im Monat kann in den Clubräumen an der Elsflether Straße jederzeit gespielt werden. Frisch renoviert wurde schließlich auch gerade.