PBV Delmenhorst unerwartet Spitzenreiter

Billard-Veteran Jürgen Heinken steht mit dem PBV Delmenhorst überraschend an der Spitze der Verbandsliga und trifft an den eigenen Tischen am Wochenende auf den direkten Verfolger. Foto: Rolf Tob

Delmenhorst. Der PBV Delmenhorst führt überraschend die Poolbillard-Verbandsliga an. Vor dem Hinrunden-Ende am Wochenende an den eigenen Tischen hat der Fast-Absteiger der Vorsaison eine glänzende Ausgangsposition.

Für einen Club, der in einem Spielcasino gegründet wurde, können sie beim Poolbillard-Verein Delmenhorst doch ziemlich bodenständige Arbeit leisten. Als im Sommer das Vereinsheim an der Elsflether Straße aufgemöbelt werden musste, krempelten die Mitglieder selbst die Ärmel hoch, auf den knapp 100 Quadratmetern gibt es seitdem einen Tresen, frische Farbe an den Wänden und neuen Filz auf den Tischen – selbst die Stühle wurden bei der tagelangen Renovierung von Hand neu bezogen.

Damals hätte man noch den Scherz machen können, dass die PBV-Spieler mit Hammer und Säge wohl besser umgehen können als mit ihren Queues, die zweite Mannschaft war gerade aus der Verbandsliga abgestiegen, die Erste hätte es beinahe gleich mit erwischt. Die selbst erneuerten Tische scheinen aber Wunder zu wirken: Die erste Mannschaft geht am Samstag als Tabellenführer in den Hinrunden-Abschluss und darf völlig unerwartet nach acht Jahren auf die Rückkehr in die Oberliga hoffen. „Wir hatten kaum Ausfälle, bisher läuft es besser, als alle gedacht hatten“, sagt Jürgen Heinken, der mit sieben Siegen aus elf Partien ein gutes Stück zum Höhenflug beigetragen hat.

PBV einst an der Schwelle zur 2. Liga

Heinken ist unbestritten eine der festen Billard-Größen in der Stadt, der 55-Jährige hat auch die Zeiten miterlebt, in denen der 1992 in einer Bremer Spielothek aus der Taufe gehobene PBV, der da noch den Kampfnamen „The Hustlers“ trug, ans Tor zur 2. Bundesliga klopfte. Vor zehn Jahren spielten die ersten beiden Delmenhorster Teams in der drittklassigen Regionalliga, nach Umbrüchen und Abstiegen ist der Club seit 2010 eine mehr oder weniger feste Größe im Mittelfeld der fünftklassigen Verbandsliga. Einigen ist das bei allem Ehrgeiz sogar ganz recht: Aktuell führt die weiteste Fahrt zum Verfolger Shooters Emden, dem man am Sonntag ab 11 Uhr in der eigenen Pool-Arena begegnet, die Oberliga ist dagegen die höchste Liga Niedersachsens und hat Reisen bis nach Göttingen zu bieten. „In meinem Alter muss ich das nicht mehr haben“, sagt Heinken.

Durchwachsene Plätze bei Stadtmeisterschaft

Was nicht bedeutet, dass sein Team nicht frech aufspielt. Fünf Siege in Folge lassen die Konkurrenz aufhorchen, auch wenn Heinken lieber sagt: „Wir müssen die nächsten Wochenenden abwarten, ob wir wirklich konstant genug sind.“ Die PBV-Spitzenspieler traten bei den jüngsten 8-Ball-Stadtmeisterschaften eher mäßig beeindruckend auf. Heinken patzte im letzten Gruppenspiel und flog in der Vorrunde raus, Thorsten Bodewig im Achtelfinale – dabei ist die Bilanz des Verbandsliga-Topmanns gerade im 8-Ball in dieser Saison nahezu makellos. In den Ligaspielen müssen die Delmenhorster noch drei weitere Varianten spielen: Heinken ist eher der Spezialist für 10-Ball und 14/1-Endlos, die Teamkollegen Sebastian Bücking und Patrick Obladen für 9-Ball – alle vier müssen jedoch idealerweise alles können.

Die Stadtmeisterschaft dient allerdings auch regelmäßig als Werbung für den Verein, obwohl der PBV selbst gar nicht Ausrichter ist. Im Nachwuchsbereich haben es die Billardspieler bei der Mitgliederwerbung nicht ganz leicht, die Delmenhorster haben immerhin ein paar Talente in ihren Reihen, die in der zweiten oder dritten Mannschaft Erfahrung sammeln können. Generell sind neue Mitglieder gern gesehen, für 25 Euro im Monat kann in den Clubräumen an der Elsflether Straße jederzeit gespielt werden. Frisch renoviert wurde schließlich auch gerade.

Bremer Doppelsieg bei der Delmenhorster Stadtmeisterschaft

Delmenhorst. Die Delmenhorster Stadtmeisterschaft zeigt den Charme des Billards – auch wenn wieder kein Lokalmatador gewinnt. Der Bremer Duy Hai Dinh holt den Titel. Das Traditionsturnier wird ein rauschender Erfolg. Das Finale der 26. Auflage endet um 1 Uhr am in der Nacht.

Zum Schluss hatten sich die Reihen im Hardball-Café etwas gelichtet, was möglicherweise mit der Uhrzeit zusammenhing. Es war technisch gesehen schon Montagmorgen, als Duy Hai Dinh um 1 Uhr in der Frühe das reine Bremer Finale bei den Delmenhorster Billard-Stadtmeisterschaften mit 5:2 gegen Hai Long Le gewann, nach über 14 Stunden vor allem ein Sieg der Ausdauer.

Lena Boddeutsch, Mitglied im 1. PBV Delmenhorst e.V.

Bei der Siegerehrung waren dann nur noch die härtesten unter den 8-Ball-Virtuosen noch wach, der Rest hatte sich längst auf den Heimweg gemacht. Als das Turnier am Sonntagmittag begonnen hatte, war es rund um den Tresen und die elf Tische noch so voll gewesen, dass man auf dem Weg zu den Spielen kaum aneinander vorbei passte. Das Feld war erneut ausgebucht, alle 64 vorher angemeldeten Spieler waren auch erschienen. „Nachrücker hatten dieses Mal leider keine Chance“, sagte Sascha Gellner, der die 26. Auflage des Traditionsturniers zusammen mit Sven Blank und Stephan von Salzen hervorragend organisiert hatte.

 

Gellner und Bodewig beste Delmenhorster

Die Stadtmeisterschaft lieferte wieder Werbung für den Billardsport, wozu Gellner seinen Teil auch mit dem Queue beitrug. Zusammen mit Thorsten Bodewig  ( Mitglied im 1. PBV Delmenhorst e.V. ) überstand er als einer von zwei Delmenhorstern die Vorrunde, um im Achtelfinale aber deutlich den Kürzeren zu ziehen. Ex-Champion Gellner verlor gegen Patrick Schmidt, ebenso mit 1:4 wie Bodewig gegen Michael Kampers. „Wir teilen uns damit Rang elf“, erklärte Gellner. Obwohl die Bundesliga-Spieler der Region dieses Mal fehlten, bleibt somit Jens Wippermann (Mitglied im 1. PBV Delmenhorst e.V. )  durch seinen Triumph über Jürgen Heinken 2013 der letzte echte Delmenhorster Stadtmeister.

Bodewig war der stärkste Spieler von Verbandsliga-Spitzenreiter  1. PBV Delmenhorst e.V. , Kenn Nguyen folgte nach einem unglücklichen Aus in der Vorrunde auf Platz 17, Heinken wurde 26. – er verspielte das Achtelfinale im letzten Gruppenspiel. „Es wird immer schwerer, dieses Turnier zu gewinnen – die Spieler kommen inzwischen ja von weit her“, meinte er.

320 Euro für Stars for Kids

Auch der inoffizielle Titel der besten Frau – erstmals waren sieben dabei – blieb nicht in Delmenhorst. Susanne Petermann schaffte es auf Rang 39, Manuela Wengler von GVO Oldenburg hatte in der Gruppe aber ein Spiel mehr gewonnen und landete acht Plätze weiter vorn.

Im Endspiel begegneten sich schließlich die beiden topgesetzten Favoriten. Der ehemalige Bundesliga-Spieler Duy Hai Dinh zwang den Ex-Delmenhorster Hai Long Le von den Billardfreunden Bremen schließlich in die Knie und verteidigte seinen Titel, der mit 384 Euro Preisgeld versüßt wurde. Ein Drittel der komplett ausgeschütteten Teilnahmegebühren ging an wohltätige Zwecke. „Wir freuen uns, dass wir 320 Euro an den Delmenhorster Verein Stars for Kids spenden können“, verkündete Gellner. Ein Grund mehr für eine 27. Stadtmeisterschaft im kommenden Jahr, dann vermutlich auch wieder mit Bundesliga-Spielern.